Trotz eines beängstigenden Fachkräftemangels lässt eine grundlegende Reform des Lehramtsstudiums in Baden-Württemberg seit Jahren auf sich warten. Mittlerweile sind Chemie-, Physik- und Französischlehrer/-innen nicht mehr in ausreichender Anzahl vorhanden. So könnte man erwarten, dass genau diese Studienfächer beworben werden, durch ausführliche Beratungsgespräche rechtzeitig Weichen gestellt werden und die Studienordnung entsprechend angepasst wird. Weit gefehlt. Im Lehramt für die Sekundarstufe I werden derzeit nur noch 2 von einst 3 Fächern studiert – zumeist Sport und Geschichte. Die zukünftige Lehrkraft kann somit weniger flexibel eingesetzt werden. Praktikantinnen und Praktikanten an Schulen sind meist erstaunt, wenn sie dort erstmals erfahren, dass die von ihnen studierten Fächer nicht benötigt werden und wundern sich darüber, dass sie zu Beginn ihres Studiums nicht entsprechend beraten wurden. Weder eine Klassenlehrertätigkeit noch eine Beschäftigung in studierten Fachbereichen wie z.B. Sport und Geschichte sind somit langfristig möglich. Es ist als produziere ein Automobilhersteller über Jahre nur Karosserien ohne Motoren. Das Endprodukt ist somit unverkäuflich, wird jedoch aufgrund der Vorgaben weiterproduziert. Zwar wird nun endlich der lehramtsbezogene Masterstudiengang zumindest als Modellversuch an 3 Standorten in Baden-Württemberg eingeführt (dies ist löblich – der Förderverein Realschule hatte bereits vor 2 Jahren auf entsprechende erfolgreiche Modelle in anderen Ländern und die Notwendigkeit einer stärkeren Einbindung der Studierenden in die schulische Praxis hingewiesen), das Problem der fehlenden Studentinnen und Studenten in Mangelfächern besteht jedoch weiterhin. Wie sollen diese Fächer zukünftig unterrichtet werden, wenn nicht jetzt entsprechende Anreize für ein Studium der Mangelfächer geschaffen werden? Fakt ist ebenso, dass die Zahl der Studienabbrüche im Lehramtsstudium sowie im Referendariat Anlass zur Sorge gibt. So kommen an den Schulen immer weniger Lehrkräfte an, die zudem nicht selten in reduziertem Umfang einsteigen wollen und wie bereits beschrieben keines der an unseren Schulen dringend benötigten Fächer mitbringen. Das Problem des Lehrermangels ist mittlerweile nicht nur ein quantitatives, sondern auch ein qualitatives.