vom 22.02.2024 an Frau Ministerin Theresia Schopper (Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst) zur Problematik der Lehrerversorgung an Realschulen in einzelnen Fächern mit Ideen, auf welche Weise man dem entgegenwirken könnte.

Sehr geehrte Frau Ministerin,

der Förderverein Realschule Baden-Württemberg, der Realschullehrerverband Baden- Württemberg und die AG der Realschulrektorinnen und Realschulrektoren Baden-Württemberg machen sich große Sorgen um die Qualität des Unterrichts an den Schulen im Land. Wir sehen hierbei einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Lehrerversorgung der Schulen und der Lehrerausbildung.
Die aktuelle Studienordnung der Pädagogischen Hochschulen des Landes ermöglicht eine freie Wahl von insgesamt nur noch 2 Studienfächern – beide Fächer müssen hierbei kein schulisches Kernfach sein. Die Studienordnung ermöglicht somit ein Studium von schulischen Nebenfächern, die in vielen Fällen weder benötigt werden, noch sinnvoll kombiniert werden können.
Nebenfächer werden in der Regel nur 1–2-stündig in den Klassen unterrichtet, Kernfächer hingegen im Schnitt 4-stündig. Die Nebenfächer Sport, Religion und Ethik werden zudem nur in Teilgruppen unterrichtet. Auch die Wahlpflichtfächer AES, Technik und Französisch werden nur in Teilgruppen – d.h. nicht im Klassenverband unterrichtet.

Konkret bedeutet dies, dass Lehrkräfte mit einer Kombination dieser Studienfächer keine Klassenlehrerfunktion übernehmen können und somit im schulischen Bereich nicht oder nur in Ergänzung mit fachfremdem Unterricht eingesetzt werden können. Der eklatante Lehrermangel wird auf diese Weise verstärkt und die Qualität des Unterrichts durch erforderliche Ergänzungen
fachfremden Unterrichts geschwächt.

Wir bitten Sie daher eindringlich die Situation der Schulen des Landes zu berücksichtigen. Diese benötigen dringend Lehrkräfte in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Der Unterricht in den Kernfächern erfolgt in der Regel im Rahmen von vier Wochenstunden im Klassenverband und ermöglicht somit eine zeitintensive Auseinandersetzung mit den Kindern und
Jugendlichen im Bereich der Klassenführung. Zu wenige Lehramtsstudenten wählen derzeit ein Kernfachstudium. Die Klassenlehrertätigkeit ist jedoch beim Studium zweier Nebenfächer nicht umsetzbar und führt zudem unweigerlich zu Engpässen im Bereich der Unterrichtsversorgung.

Ebenso bitten wir Sie um eine Regelung zur Behebung des Lehrkräftemangels in den Fächern Physik, Chemie und Französisch. Hier müssen schnellstmöglich die Weichen gestellt werden, um den bereits vorhandenen Lehrermangel in diesen selten studierten Fächern nicht zu verschärfen. Ohne eine Lenkung seitens des Wissenschaftsministeriums und der Pädagogischen Hochschule sowie einer zielführenden Zusammenarbeit mit dem Kultusministerium werden diese Fachbereiche zukünftig nicht mehr unterrichtet werden können. Wir haben Verständnis für die Freiheit der Studienwahl in Forschung und Lehre. Wenn jedoch bei offensichtlichen Engpässen nicht zeitnah nachgesteuert wird, steht die Qualität unserer schulischen Bildung auf dem Spiel. Die Realschulen des Landes melden bereits heute zurück, dass der Bildungsplan des Landes in Kürze nicht mehr umsetzbar sein wird, da Mangelfächer nicht mehr in ausreichendem Maße studiert werden.

Wir plädieren daher für eine NC-Regelung zur Steuerung der Fachwahl an Pädagogischen Hochschulen und der Behebung des fachbezogenen Lehrkräftemangels.

Ebenso plädieren wir aus oben genannten Gründen für eine Rückkehr zu einem Dreifachstudium mit der verpflichtenden Wahl eines Kernfachs.

Wir danken Ihnen für Ihre Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen

Sven Kubick, 1.
Vorsitzender
Förderverein Realschule
Albertville-Realschule
Albertviller Str. 32
71364 Winnenden

Dr. Karin Broszat
Landesvorsitzende
Realschullehrerverband
Baden-Württemberg (RLV)
Hardtstr. 2/2
72224 Ebhausen

Holger Gutwald-Rondot
Vorsitzender
AG der
Realschulrektorinnen und
Realschulrektoren
Kraichgau-Realschule,
Stiftstr. 20, 74889
Sinsheim